Lernmethodische Kompetenzen

Lernen mit allen Sinnen

Kinder wollen die Dinge nicht nur anschauen oder darüber reden bzw. nachdenken. Sie wollen sie buchstäblich „begreifen“: daran riechen, sie schmecken und befühlen, damit experimentieren.

Das ist bei in der Lern- und Spielwerkstatt erlaubt und wird von uns sogar gefördert. Denn Sinneswahrnehmungen sind unverzichtbare Voraussetzung und Grundlage für die Ausbildung eines differenzierten Vorstellungs- und Denkvermögens. Unsere Kinder haben häufig schmutzige Hosen und Röcke sowie klebrige, sandige Hände und Füße. Nur so machen sie all die Erfahrungen, die sie später einmal in die Lage versetzen, in der Schule mitzudenken und Zusammenhänge gedanklich nachvollziehen zu können.

Lernen durch Nachahmung

Bis zum Schuleintritt lernen Kinder vieles durch Nachahmung der Erwachsenen in ihrer Umgebung – auch Dinge, derer wir uns oft nicht bewusst sind und die wir vielleicht nicht weitergeben wollen. Das Kind erzieht sich selbst an unserem Vorbild, sagt Rudolf Steiner, der Begründer der Waldorfpädagogik. Nicht unsere Absicht zählt, nicht was wir sagen, hat am meisten Gewicht, sondern was wir sind, wie wir wirken. Das kleine Kind nimmt nicht nur unsere Tätigkeiten, Worte und Gesten wahr, sondern vor allem unsere innere Haltung: Qualitäten wie Präsenz, Wahrhaftigkeit, Interesse an der Welt, Freude am Dasein, moralische Integrität und Durchseeltheit des Tuns wirken lebensbejahend und ermutigend auf jedes Kind.

Deshalb sind wir pädagogisch tätigen Erwachsene bemüht, uns im Sinne der Selbsterziehung ständig fortzubilden und weiterzuentwickeln – und sei es nur, dass wir lernen feiner zu beobachten, besser zuzuhören, genau nachzufragen, die eigenen Befindlichkeiten in den Griff zu bekommen, Nachreifungsmöglichkeiten zu suchen, gut für uns selbst zu sorgen etc. An Übungsfeldern mangelt es nicht.

Soziales Lernen (Beziehungslernen)

Soziales Miteinander will gelernt sein. Ohne soziale Fähigkeiten ist das Leben des einzelnen Menschen und einer Gemeinschaft undenkbar. In der Familie macht das Kind die ersten Erfahrungen in zwischenmenschlichen Beziehungsverhältnissen. Dieser Lernprozess setzt sich in Krippe und Kindergarten fort.

Für das Kind geht es in einem ersten Schritt darum zu erleben, wie wohltuend die Erfüllung eigener Bedürfnisse durch die Bezugspersonen ist. In einem weiteren Schritt lernt es, die eigenen Interessen, Wünsche und Bedürfnisse in ein Verhältnis zur sozialen Gemeinschaft zu bringen.

Die Sozialerziehung sollte in diesem Alter möglichst indirekt und nonverbal über das tägliche Beisammensein mit den Bezugspersonen und den anderen Kindern, das Miteinander-Tun und -Kommunizieren, doch primär über das Vorbild des Erwachsenen erfolgen. Auch hier gilt: Nur was am eigenen Leib erfahren wird, hat Bestand und nicht moralische Ansprüche und wortreiche gezielte Erziehungsmaßnahmen. Die Freude der Erwachsenen am Zusammensein mit dem Kind ist dabei der entscheidende Faktor: Sie lässt auch beim Kind Freude aufkommen, begünstigt seine Entfaltung. Und nur was Kinder mit Freude und Begeisterung, also mit positiver emotionaler Beteiligung, lernen, steht ihnen nachhaltig als Erfahrungsschatz zu Verfügung. Nur, wenn das Kind im Umgang mit den anderen Positives erlebt, wird seine Rücksichtnahme, Toleranz und Hilfsbereitschaft dadurch gefördert. Nur selbst erlebte Empathie macht empathiefähig. Beim gemeinsamen Kochen und Essen, beim Erzählen, Singen, Feste-Feiern, miteinander Lachen im Zusammensein mit anderen, erlebt das Kind Zugehörigkeit und Geborgenheit und wird sich als Teil der Gruppe wohl und sicher fühlen.

Autonomes Lernen (Selbstlernen)

Kinder, die sich sicher fühlen, haben ihrerseits das Bedürfnis ihre Umgebung zu erforschen – vor allem aber eigenständig tätig zu werden. Sie sind kreativ, phantasievoll und interessiert an ihrem Umfeld. Sie sind aus sich heraus motiviert und bestrebt ständig dazuzulernen und zeichnen sich durch Freude am Tun, am Bewegen, durch Interesse an der Umgebung, Spontanität und Offenheit aus. Beim Spielen, Werken, Bauen, Erfinden, Erforschen und Experimentieren entdecken und erfahren sie die Welt spielerisch und auf eigene Faust.