Physische Kompetenzen

Bewegung und Ruhe

Bewegung und Ruhe sind die essentiellen Voraussetzungen für alle Lernprozesse, nicht nur im ersten Jahrsiebt: Die basalen Sinne, wie der Tastsinn, der Vitalitätssinn, der Eigenbewegungssinn und der Gleichgewichtssinn, alle groß- und feinmotorischen Fähigkeiten sowie die dazugehörigen Verschaltungen im Gehirn bilden sich nur aus, wenn das Kind sich eigenaktiv bewegt und Zeit hat, ausreichend zu wiederholen und konzentriert und ruhig bei der Sache zu sein – und das Erlebte in der anschließende Ruhephase zu „verdauen“. Kinder empfinden darüber hinaus eine tiefe Freude, wenn sie sich ungehindert bewegen dürfen, dann fühlen sie sich frei und ganz in ihrem Element.

Deshalb haben unsere Kinder reichlich Zeit, sich nach Lust und Laune zu bewegen, sich aber auch auszuruhen, wenn ihnen danach ist. Nur während dem kurzen Morgen- und dem Abschlusskreis, bei den gemeinsamen Mahlzeiten und in der Mittagspause sind sie dazu angehalten zu sitzen bzw. zu ruhen. Zu allen anderen Zeiten dürfen sie ihrem Bewegungsdrang frei nachgehen.

Wahrnehmungsfähigkeit durch Sinnespflege

Wir Menschen sind in zunehmendem Maße mit virtuellen Welten konfrontiert, die Qualitäten vorgaukeln, die real so nicht vorhanden sind. Um nicht auf diese Trugbilder hereinzufallen, müssen wir uns mehr denn je auf unsere Sinne verlassen können, brauchen wir eine erhöhte Wahrnehmungskompetenz für das, was um uns herum geschieht. Deshalb sind Kinder heute auf verlässliche, unverfälschte Eindrücke angewiesen – auch um die später erforderliche Medienkompetenz zu entwickeln.

In der Lern- und Spielwerkstatt kommt der Sinnespflege eine große Bedeutung zu.

In der Raumgestaltung sowie bei der Auswahl unserer jahreszeitlichen Dekorationen und der Gegenstände des täglichen Bedarfs achten wir auf eine harmonische Gestaltung der Dinge, auf echte und lebensnahe sinnliche Eindrücke sowie natürliche Materialien.

Die Kinder bewegen sich viel in der Natur und bekommen hautnah natürliche Entwicklungsprozesse mit – das Werden und Vergehen, welches Pflanzen, Tiere und uns alle betrifft. Auf diese Weise erforschen und erfahren sie allmählich und intensiv auch elementare Naturgesetze als erste naturwissenschaftliche Verständnisgrundlage.

Die von uns selbst zubereiteten Mahlzeiten sind ausgewogen, vollwertig und bestehen aus gesunden und naturnah produzierten Lebensmitteln.

Unser Spielmaterial ist vielseitig, natürlich und vermittelt wahre Sinneseindrücke: So ist der Ast oder der Klotz tatsächlich aus Holz, der Stein ist wirklich ein Stein. Wir pflegen die menschlichen Sinne durch den engen, selbstgebauten Tunnel, Barfußlaufen, den Geschmack frisch gebackener Brötchen, das Berührungsspiel im Kreis, das duftende Öltröpfchen auf der Hand, die zarten Töne der Kinderharfe, die Farbenpracht beim Aquarellmalen. Und das Wichtigste von allem: Unsere Kinder haben viele Möglichkeiten zur Bewegungsentfaltung. All dies pflegt ihre Sinne und schult die physische Kompetenz.

Handwerkliche Geschicklichkeit – Selbstwirksamkeit

Mit dem Messer schneiden, sägen, schleifen, auf Bäume klettern, – all das wollen Kinder ab drei Jahren zunehmend auch „echt" tun und nicht nur nachspielen. Sie wollen sich handwerklich betätigen und werden dabei immer geschickter. Zu erleben – „Ich kann das!“ – , wenn ihnen selbst etwas gelingt, erfüllt sie mit Stolz und dem so wichtigen Bewusstsein ihrer Selbstwirksamkeit.

In der Lern- und Spielwerkstatt dürfen die Kinder werken, handarbeiten, kochen, backen, pflanzen, sobald sie von sich aus Interesse daran zeigen. Wir begleiten sie aufmerksam beim Lernen durch Selber-Tun. Dabei erwerben sie zahlreiche neue Fähigkeiten. Wir unterstützen sie, wenn nötig, sachgerecht im Umgang mit den handwerklichen und technischen Herausforderungen.

Im Werkraum stehen allen eine Werkbank und das entsprechende Werkzeug zur Verfügung. Zudem gibt es eine Vielzahl an Betätigungsmöglichkeiten drinnen und draußen mit groß- und feinmotorischem Anforderungscharakter.